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THW-Ausbildungszentrum Hoya richtet Hochwassermeisterschaft aus

Netzwerktreffen zwischen Hochschulen, Fachverband und THW

Als Mitte Oktober angehende Bauingenieurinnen und Bauingenieure sowie THW-Einsatzkräfte im THW-Ausbildungszentrum Hoya zur ersten Hochwassermeisterschaft gegeneinander antraten, war dies mehr als ein freundschaftlicher Wettkampf unter Expertinnen und Experten.

Die Fachgemeinschaft Hydrologische Wissenschaften des Fachverbandes DWA (FgHW) und das THW-Ausbildungszentrum hatten mit der dreitägigen Veranstaltung ein Netzwerktreffen zwischen Fachverband, Universitäten und dem Technischen Hilfswerk (THW) auf die Beine gestellt.

Wettbewerb bestand aus vier Aufgaben

Jeweils sechs Studierende der Technischen Universität Kaiserslautern (TUK) und der Rheinisch-Westfälische Technischen Hochschule (RWTH) Aachen, gemeinsam mit der Fachhochschule (FH) Aachen sowie sechs THW-Einsatzkräfte bewiesen ihr Können an vier Übungsstationen. Auf dem Ausbildungsplatz des THW-Ausbildungszentrums Hoya war Wasser, das durch einen Deich drang, mit einem Bauwerk aus Sandsäcken, einer sogenannten Quellkarde, zu sichern. Wenige Meter weiter bestand eine Aufgabe in dem provisorischen Verschluss eines Durchlasses im Deich. Zur Verfügung standen hierfür Schnellbausysteme aus der Ausstattung des Ausbildungszentrums.

Weniger handfest, aber nicht weniger spannend waren zwei weitere Stationen, an denen virtuell gearbeitet wurde. Mit VR-Brillen ausgestattet galt es, einen Kontrollgang auf einem Deich als sogenannter Deichläufer so zu absolvieren, dass einem keine Problempunkte am Deich entgingen. An einem weiteren VR-System war im digitalen Raum eine mobile Hochwasserschutzwand zu installieren.

Universität und THW steuern VR-Systeme bei

Mittels VR-Brille und mit zwei Joysticks in der Hand war Alexander Beckers, Master-Student an der FH Aachen, in die virtuelle Realität abgetaucht. Dort bestand seine Aufgabe darin, eine mobile Hochwasserschutzwand zu installieren. Jeder Handgriff, jede Benutzung von Werkzeugen, wurde dabei über die beiden Joysticks von der Realität in die virtuelle Welt übertragen.

Mitgebracht hatte das System Prof. Dr. Ing. Heribert Nacken von der RWTH Aachen. An der Universität, genauer in der Fakultät für Bauingenieurwesen, ist das VR-System unter den Einschränkungen der Corona-Pandemie entwickelt worden, um praktische Studieninhalte von zu Hause gemeinsam üben zu können. „Derzeit würde das System an der RWTH Aachen benutzt, um zum Thema "Flood Risk Management" reale Übungen, vor der praktischen Durchführung im realen Leben virtuell zu trainieren“, so Prof. Dr.-Ing. Nacken. Die im Rahmen eines Forschungsprojektes entwickelte Software hinter dem System sei open source und stünde auch nach Projektende Entwicklern zur Verfügung.

Ein ähnliches System im Gepäck hatte Jens Köster, von der THW-Leitung. Im Rahmen eines Forschungsprojektes ist dort ein VR-System entwickelt worden, mit dem virtuell ein Deichkontrollgang während eines Hochwassers simuliert werden kann. Auch bei diesem System können Handgriffe, wie die Nutzung eines Zollstocks oder das Setzen einer Markierung an einem Riss im Deich mittels Joysticks im virtuellen Raum durchgeführt werden. „Verschiedene Szenarien können in unterschiedlichen Schwierigkeitsstufen trainiert werden, so, wie es in einer herkömmlichen Ausbildungseinheit nie möglich wäre“, so Köster.

Zusammenarbeit intensiviert

Partner des THW in der Ausrichtung der Hochwassermeisterschaft ist die Fachgemeinschaft Hydrologische Wissenschaften (FgHW) in der Deutschen Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e. V. (DWA). Mit Prof. Dr. Robert Jüpner von der TU Kaiserslautern, nahm zugleich der Leiter der FgHW an der Meisterschaft teil.

Prof. Dr. Jüpner, der als Experte Krisenstäben bei Hochwasserkatastrophenschon schon mehrmals zur Seite stand, betonte den Gewinn, den Universitäten und THW aus der Zusammenarbeit erzielen würden.

THW und Uni sind sich oft ähnlich“, so Prof. Dr. Jüpner. Die Universität als Bildungseinrichtung habe vielerlei Schnittpunkte, an die das THW anknüpfen könne. Als Beispiel für konstruktive Zusammenarbeit zwischen Universität und THW berichtete er von einem Projekt, bei dem Studierende, Teilthemen des THW-Lehrgangs zum Hochwasserschutz unter die Lupe genommen hätten, um diese zu verbessern. Ziel sei die Optimierung der Ausbildung. „Im laufenden Lehrgangsbetrieb des THW, so ergänzt der zuständige Lehrgangsleiter Dipl.-Ing. Hans Hoffmann, wurden diese studentischen Optimierungsansätze bereits in die praktische Ausbildung umgesetzt.“

Fragt man die Studierenden, was sie für sich von der Teilnahme an der Hochwassermeisterschaft halten, sind die Antworten wenig anders. Maike Kuchem, von der FH Aachen und Tristan Jäger, von der TU Kaiserslautern, sehen für sich die Praxiserfahrung beim THW als Vorteil. Im Studium würde Praxis eher in Computertätigkeiten bestehen. In den drei Tagen der Hochwassermeisterschaft gebe es neben dem Austausch auch mal Gelegenheit, Dinge als Gruppe praktisch umzusetzen. Den Bau einer Quellkarde, wie er Aufgabe der Meisterschaft war, sei in ihrem Studium in der Theorie vorgestellt worden. Man habe ein paar Bilder gesehen und Vor- und Nachteile besprochen. Hier nun habe man als Gruppe das Ganze mit eigenen Händen erstellen können und dabei selbst erlebt, dass an einigen Stellen auch mal improvisiert werden müsse.

Ob sie sich die ehrenamtliche Mitarbeit im THW vorstellen könnten? Die Antworten von Tristan Jäger und Maike Kuchem waren dahingehend aufgeschlossen. Sie könnten sich schon vorstellen, ihr Fachwissen ins THW zu tragen.

Das Thema ins THW getragen

Antworten wie die von Maike und Tristan dürfte Hans Hoffmann gerne hören. Als Fachlehrer am THW-Ausbildungszentrum hat er die Hochwassermeisterschaft nach Hoya geholt. Aus bestehenden Netzwerken mit der TU Kaiserslautern und der DWA sei die Idee zur Hochwassermeisterschaft entstanden. „Mit der Unterstützung durch die Leitung des THW-Ausbildungszentrums Hoya habe das Projekt ein festes Fundament gehabt“, so Hoffmann.

Auch ihm gehe es mit der Meisterschaft vor Allem darum, Netzwerke auszubauen und den Kontakt in die Universitäten und Hochschulen zu bekommen und zu pflegen. Dies sei eine Zusammenarbeit, bei der beide Seiten gewinnen würden.

Ihm zur Seite standen Daniel Gronwald und Tobias De Koeijer, beide ehrenamtlich beim THW. Sie beide sind als Technische Berater Hochwasserschutz sowie als Gastdozenten am THW-Ausbildungszentrum, bestens mit der Praxis am Deich vertraut.

Gemeinsam mit Dirk Barion, Geschäftsführer der Fachgemeinschaft Hydrologische Wissenschaften in der DWA, haben sie als Schiedsrichter die Mannschaften im Blick gehabt.

Eine Gewinnermannschaft, ein Gewinn für alle

Und so musste am Ende des Wettkampfs unter den drei Mannschaften dann doch eine gefunden werden, die den Pokal für den ersten Platz mit nach Hause nehmen durfte. Bei einem denkbar knappen Rennen zwischen allen drei Mannschaften, ist es am Ende die Mannschaft aus Kaiserslautern gewesen, die den Gesamtsieg für sich verbuchen durfte.

Als einhelliger Tenor war jedoch von allen Seiten zu hören, dass dies nicht die letzte Hochwassermeisterschaft gewesen ist. Jenseits von Pokalen und Plätzen waren die drei Tage in Hoya für alle Beteiligen ein großer Gewinn.

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