Bioradar
Eine neue Sichtweise
Ein Knall, ohrenbetäubender Lärm, eine Staubwolke – Dunkelheit. Es sind wenige Minutenm, in denen ein Gebäude nach einer Explosion einstürzt. Zeit zur Flucht besteht nicht, Menschen werden verschüttet. Das Bioradar ist eines der neuesten technischen Ortungsgeräte für die Suche nach Verschütteten.
Die Vitalfunktionen des Menschen ermöglichen es den Rettungskräften, mithilfe des Bioradars verschüttete Personen zu orten. Normalerweise atmet ein Erwachsener 12 bis 15 mal pro Minute und hat eine Pulsfrequenz von 70 Schlägen pro Minute. Einflüsse wie Anstrengungen, Angst oder Verletzungen verändern die Vitalfunktionen. Für das Bioradar spielt das keine Rolle: Es erfasst die minimalsten Lebensfunktionen von Lebewesen.
Die Radartechnik zur Geschwindigkeitsmessung von Autos und zur Erfassung von Schiffen, Luft- und Raumfahrzeugen dient als Grundlage für das Bioradar. Es besteht aus einer flachen, rechteckigen Antenne und einem Laptop. Beides ist in einem handlichen kleinen Koffer verstaut und somit schnell einsetzbar. Die Antenne wird auf dem Trümmerkegel positioniert und überträgt mittels einer Funkverbindung die Signale auf den Laptop, der diese in sicherer Distanz auswertet.
Sobald das Bioradar positioniert ist, kann es innerhalb von nur 30 Sekunden einen Verschütteten orten. Die von der Antenne ausgesendeten Radarstrahlen sind für Lebewesen unschädlich, also nicht zu verwechseln mit Röntgenstrahlen. Die Radarstrahlen dringen fünf bis zehn Meter tief in die Trümmer ein. Die Eindringtiefe ist abhängig von Material und Schüttung des Trümmerhaufens. Je mehr Metallteile sich in den Trümmern befinden, desto schwieriger wird die Ortung. Metallplatten oder geschlossene Wasseroberflächen schirmen die Strahlen ab und machen die Suche unter diesen Bereichen unmöglich.
Wenn die Strahlen auf Bewegungen stoßen, ändert sich die Frequenz des reflektierten Radarstrahles. Die Bewegungen des Brustkorbes bei der Atmung oder des schlagenden Herzens reichen aus, um die Frequenz der Strahlen zu ändern. Das Signal wird an den Computer übertragen und verarbeitet. Die Auswertung der reflektierten Strahlen ist so genau, dass die Einsatzkräfte Mensch und Tier unterscheiden können.
Nach der erfolgreichen Ortung werden Endoskopkameras und Wechselsprechsonden eingesetzt, um Kontakt zu dem Verschütteten auf zu nehmen.
Verena Hemmerling/Hochschule Bonn-Rhein-Sieg
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